E-Commerce Tag NRW 2019 in Köln
Das Voranschreiten der Digitalisierung forciert einen tiefgreifenden Strukturwandel des Einzelhandels.
Ein Vergleich zwischen den Wachstumsraten des stationären und online betriebenen Handels veranschaulicht diese Entwicklung und macht gleichzeitig deutlich, warum das Thema Digitalisierung auch für die Handelsbranche gegenwärtig wie zukünftig an Relevanz gewinnen wird.
Während für den Online-Handel jährliche Wachstumsraten von zehn Prozent bis 2020 prognostiziert werden, wächst der stationäre Handel mit einem nominalen Wachstum von 1,5 Prozent in Relation deutlich langsamer.* Besonders unter Druck gerät dabei der eigentümergeführter Handel, welcher seit einigen Jahren versucht dem Wandel von kleinbetrieblichen Fachhändlern hin zu Filialisten, Fachmärkten sowie Online-Handelskanälen standzuhalten. Additional zu den beschriebenen handelsendogenen Einflüssen treiben auch exogene Einflüsse den Strukturwandel im Einzelhandel voran. Die sich verändernden Mobilitäts- und Verhaltensfaktoren der Konsumenten begünstigen eine regionale Kundenfluktuation in Richtung des Online-Handels sowie hin zu großen Städten mit einer hohen Filialdichte. Dieser Trend wird auch in den nächsten Jahren keineswegs abschwächen, weshalb sich die Fragen auftun wie sich ein digitaler Wandel für den Handel in Nordrhein-Westfalen gestalten ließe und welche prospektiven Szenarien sich für die Region ergeben könnten?
Über diese und weitere thematisch relevante Fragestellungen tauschten sich 270 Vertreterinnen und Vertreter aus Handel, Politik, Wirtschaft und Verbänden mit Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart beim eCommerce-Tag NRW 2019 in Köln aus. Prof. Dr. Pinkwart sagte: „Nordrhein-Westfalen ist der Handelsstandort Nummer eins in Deutschland. Unser Ziel ist es, die Zukunftsfähigkeit des stationären Handels weiter zu stärken und die Unternehmen bei der digitalen Transformation unterstützen. Unsere Studie Handelsszenarien NRW 2030 soll zum Denken und Diskutieren anregen. Es gibt keinen Grund für Schwarzmalerei, aber viele Gründe zum Handeln: Städte und Geschäfte werden sich verändern. Aber ich bin mir sicher, dass ein lebendiger und attraktiver Einzelhandel auch im Jahr 2030 die Menschen in die Geschäfte ziehen wird.“
Um die nordrhein-westfälische Handelsbranche im digitalen Wandlungsprozess zu stärken, initiierte die Landesregierung u.a. den dritten Projektaufruf „digitalen und stationären Einzelhandel zusammendenken“, von dem insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen profitieren sollen. Zu den geplanten Maßnahmen des Projektes zählen beispielsweise die Unterstützung zur Erschließung neuer Geschäftsfelder sowie der Aufbau von Multi-Channel-Angeboten in Kooperation mit Kommunen und lokalen Unternehmen.
Zudem arbeiten die Universität Siegen zusammen mit dem in Siegen ansässigen Unternehmen Statmath GmbH und der Industrie- und Handelskammer (Siegen) in dem Projekt „Data Analytics für den lokalen Einzelhandel in einer zukünftigen Smart City“ (DALES) an dem Aufbau eines Daten-Pools, um die analytische Stärke des Online-Handels auf den stationären Handel zu transferieren. Fachlich vertreten wird die Universität dabei durch den Projektleiter Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves sowie durch seine Projektmitarbeiter Bastian Kordyaka (M.Sc.) und Hans Christian Klein (M.Sc.). Das im April diesen Jahres gestartete Projekt zielt auf die Unterstützung der Einzelhändler in den Bereichen Marketing-, Platzierungs- oder Personalplanungen ab und nutzt dafür eine Kombination von Kassen- und Frequenzdaten (z.B. Metadaten aus City-WLAN-Verbindungen) der teilnehmenden Unternehmen vor Ort, um bestehende Prozesse auf der Grundlage von empirisch erhobenen Daten zu optimieren.
*(Quelle: Handelsverband Deutschland, HDE unter: https://einzelhandel.de/…/861-onli…/1889-e-commerce-umsaetze, abgerufen am: 24.05.19)